Eine Katze schnurrt nicht immer nur aus Wohlbefinden – Welche Gründe kann es noch haben?
Welcher Katzenbesitzer hat es noch nicht erlebt: Wir kommen nach Hause, der Stubentiger läuft freudig auf uns zu, streicht uns um die Beine – und schnurrt. Das Schnurren ist Teil eines festen Begrüßungsrituals, über das wir Menschen uns immer wieder freuen, denn uns signalisiert das Schnurren, dass es unserer Katze gut geht und sie sich freut, ihren menschlichen Mitbewohner wieder um sich zu haben. Doch ist eine Begrüßung der einzige Grund? Oder kann Schnurren viel komplexere Gründe haben, als wir bisher dachten?
Die einzigartigen Katzen
Schnurren ist schön, schnurren ist angenehm, auch für den Menschen. Doch was ist so besonders am Schnurren der Katzen? Jeder Mensch kann, wenn auch mit etwas Übung, ebenfalls Schnurr-ähnliche Geräusche herausbringen. Sogar Hunde schaffen es hin und wieder, brummende Laute zustande zu bringen, die dem Schnurren einer Katze ähneln.
Ähneln, wohlgemerkt, denn keines dieser Geräusche ist nur im Ansatz gleich mit einem echten Katzen-Schnurren. Katzen sind nämlich die einzigen Lebewesen, die diese Töne beim Ausatmen als auch beim Einatmen, ebenso wie bei anderen Tätigkeiten wie Essen oder Trinken, produzieren können. Hierbei muss auch noch zwischen einer Großkatze und einer Kleinkatze unterschieden werden, denn auch Großkatzen können nur beim Ausatmen schnurren.
Warum Katzen schnurren können, ist wissenschaftlich immer noch nicht ganz geklärt. Es gibt verschiedene Theorien, wie nun genau dieses angenehme, niederfrequente Geräusch, welches etwa bei 20 bis 44 Hertz liegt, entsteht. Fest steht nur, dass die Katze es durch Umleiten ihrer Atemluft erzeugen kann. Wie genau? Keiner weiß es. Manche vermuten, dass es durch Vibrationen im Kehlkopf erzeugt wird, eine andere These schiebt es auf das verknöcherte Zungenbein.
Warum schnurrt eine Katze?
Normalerweise ist Schnurren ein Ausdruck des Wohlbefindens und – im Falle der schon erwähnten Begrüßung – ein Ausdruck von Kontaktfreudigkeit. Begegnen sich Katzen draußen in freier Natur, wird eine der beiden der anderen Katze durch Schnurren signalisieren, dass ihr Kontakt erwünscht ist und sie sich nähern darf. Da gerade bei Wohnungskatzen nicht immer ein Artgenosse vorhanden ist, wird hier der menschliche Mitbewohner in das Ritual mit einbezogen.
Schnurren ist aber nicht nur ein Ausdruck von Wohlbefinden. Die Gründe für das Schnurren sind vielfältig. Für den Menschen ist es nicht immer ganz leicht, den richtigen Grund zu erkennen, denn manchmal überschneiden sich auch verschiedene Ursachen.
Die häufigsten und auch klarsten Gründe sind unter anderem folgende:
Wohlbefinden
Der Katze geht es einfach nur gut. Sie ist glücklich, zufrieden und entspannt. Wird sie in dieser Situation von ihrem Besitzer gerade auch noch gestreichelt, bedeutet das Schnurren ganz einfach: Ich fühle mich richtig wohl. Manchmal liegt die Katze auch einfach nur auf ihrem Lieblingsplatz, kommt zur Ruhe und schnurrt dabei. Auch dies ist ein Ausdruck des Wohlbefindens.
Bei Schmerzen
Katzen schnurren aber nicht nur, wenn sie sich wohlfühlen oder um mit Artgenossen oder ihren Menschen zu kommunizieren. Sie schnurren ebenfalls, um sich selbst zu beruhigen, beziehungsweise, um Schmerzen besser aushalten zu können. So kann es passieren, dass eine Katzenmutter während der Wehen oder Geburt urplötzlich anfängt zu schnurren. Auf dem Behandlungstisch bei einem Tierarzt konnte dieses Phänomen ebenfalls regelmäßig beobachtet werden.
Bei Hunger
Fast könnte man bei den Schnurrlauten von einem „Universal-Laut“ für alle möglichen Situationen sprechen, denn Schnurren wird von Katzen auch gerne eingesetzt, wenn sie hungrig sind. „Hunger-Schnurren“ kann der Besitzer aber sehr leicht erkennen, die Katze ist dabei lebhafter und kombiniert die Schnurrlaute oft mit einem Miauen in bestimmter Tonlage.
Schnurren für die Orientierung
Direkt nach der Geburt wird der blinde Nachwuchs durch das Schnurren der Mutter direkt an die „Milchbar“ geleitet. So dient Schnurren als Orientierung für die Kleinen. Katzenkinder übrigens müssen das Schnurren nicht erlernen, sie wissen instinktiv, wie es geht und schnurren schon als „Winzlinge“, während sie bei ihrer Mutter trinken. Der sogenannte Milchtritt, das heißt das Kneten der Zitzen mit den Pfoten, wird schon mit Schnurren begleitet.
Stress
Ist eine Katze gestresst, sei es durch ihre Umgebung oder durch eine andere Ursache, wird sie versuchen, sich durch Schnurren zu beruhigen und zu entspannen. Stress-Schnurren ist auch leicht erkennbar, da sich die Katze in diesem Fall zurückzieht und sich gegebenenfalls auch vom Besitzer nicht anfassen lassen möchte.
Der wichtigste Grund zum Schluss – die Selbstheilung
Was auf manche Menschen wie ein schlechter Science-Fiction-Film wirkt, ist tatsächlich wissenschaftlich erwiesen und durch zahlreiche Studien untermauert – Katzen können sich mit ihrem Schnurren bis zu einem gewissen Grad selbst heilen.
US-Forscher untersuchten Selbstheilungs-Schnurren genau und fanden heraus, dass es sogar eine ganz bestimmte Schnurr-Frequenz gibt, die darauf ausgelegt ist, zum Beispiel Knochenbrüche bei Katzen schneller heilen zu lassen.
Die Katze setzt zur Selbstheilung eine niedrige Frequenz von circa 26 bis 44 Hertz ein. In diesem Frequenzbereich wird zuerst die Muskulatur in Schwingungen versetzt. Die so in Gang gesetzte Muskulatur wirkt wiederum auf die Knochen ein, die Knochenheilung wird stimuliert und sogar die Knochendichte nimmt unter den andauernden Reizen zu. Tatsächlich wird während des Schnurrens das komplette Knochenskelett der Katze in Schwingungen versetzt.
So wird beim Schnurren durch mechanische, andauernde Reize der Stoffwechsel der Knochen angeregt und neue Knochenbildungszellen entstehen. Dadurch kann auch Gewebe schneller repariert werden. Knochenbrüche heilen bei Katzen erwiesenermaßen schneller und unkomplizierter, als bei jedem anderen Tier. Experten vermuten, dass diese Selbstheilungskräfte die ursprüngliche Funktion des Schnurrens bei Katzen war und sich die Kommunikation durch Schnurren erst im Laufe der Zeit dazu entwickelte. Diese These würde auch sehr gut zu der Legende der „9 Leben der Katzen“ passen.
Die Dauervibration des Schnurrens hat noch einen anderen gesundheitlichen Effekt, den die Menschen mittlerweile auch für sich zunutze machen. Die Vibration erhält Muskeln, Knochen und Sehnen geschmeidig. Das ist besonders wichtig für unsere Stubentiger, da sie die meiste Zeit des Tages im Ruhezustand verbringen und eigentlich während der Jagd oder in Spielphasen aktiv sind. Aber nicht nur bei Knochenbrüchen ist das Schnurren wichtig, es hilft der Katze auch, innere Verletzungen schneller zu heilen und unterstützt und beruhigt sie bei Schockzuständen.
- Schnurrtherapie: Wie Katzen uns heilen
- ABIS_BUCH
- Silberschnur Verlag Das G
- Silber
Der Mensch profitiert vom Schnurren ebenso
Unsere schnurrende Katze hilft nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Menschen. Studien haben bewiesen, dass das Schnurren einer Katze einen blutdrucksenkenden Effekt auf ihren Menschen hat. Allein das angenehme, „brummende“ Geräusch lindert Stress beim Menschen, er fühlt sich ruhiger und entspannter.
Die Wissenschaft ist mittlerweile so weit, dass sie sich die selbstheilenden Effekte der Katze speziell für Osteoporose-Patienten zunutze macht und damit große Erfolge erzielt.
So könnte man sagen, dass eine Katze nicht nur ein wahrer Segen für ihre Besitzer, sondern für alle Menschen ist.